Interview mit Oliver Buck, Sparkasse Bremen

Erfahren Sie, warum die Sparkasse Bremen konsequent auf Digitalisierung und Automatisierung in der Marktfolge setzt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

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„Die Demografie zwingt uns zum Handeln – wir brauchen weitere Digitalisierung und Automatisierung“

Oliver Buck ist Senior Manager Kreditmanagement bei der Sparkasse Bremen AG. Im Interview erläutert er, warum sein Haus zentrale Marktfolgebereiche aus der Auslagerung zurückgeholt hat und weshalb weitere Digitalisierung und Automatisierung unausweichlich sind, um handlungsfähig zu bleiben. 

Herr Buck, wie ist die Marktfolge in Bremen organisiert?

Wir hatten Teile der Marktfolge ausgelagert und ursprünglich war angedacht, über eine Tochtergesellschaft wesentliche Tätigkeiten im Aktivgeschäft abzuwickeln. Wir sind im Firmenkundengeschäft jedoch teilweise komplexer aufgestellt als die klassische Sparkasse. Daher haben wir uns entschieden, zentrale Bereiche im Haus zu belassen und vieles wieder zurückzuholen. Kleinere Randthemen wie Pfändungsbearbeitung und Buchhaltung sind weiterhin ausgelagert. Darüber hinaus nutzen wir sehr punktuell die Dienste unserer Servicepartner, etwa bei der Wertermittlung, Sonderaktionen oder wenn anderweitig Unterstützung benötigt wird. Durch die Individualität und Komplexität in unserem Geschäft, die stellenweise durch regulatorische Vorgaben entstehen, werden wir in absehbarer Zeit jedoch nicht breit auslagern. Der Weg nach vorne führt in meinen Augen über weitere Digitalisierung und Automatisierung. 

Welche Rolle spielt die Prozessstandardisierung dabei und wo steht Ihr Haus aktuell?

Ohne Standards können wir weder digitalisieren noch automatisieren. Daher beschäftigen wir uns stark mit dem Thema – in Form von PPS_neo, welches wir beinahe vollständig umgesetzt haben. Als freie und größere Sparkasse bringen wir allerdings auch einige Besonderheiten und individuelle Finanzierungsformen mit, etwa in der Finanzierung erneuerbarer Energien oder der Refinanzierung von Leasinggesellschaften. Für diese Bereiche gibt es von der FI keine vorgefertigten Standards, daher entwickeln wir sie entweder selbst oder kaufen sie extern ein, um auch dort einheitlich und effizient arbeiten zu können.

Was ist aktuell die größte Herausforderung für Ihre Marktfolge?

Das ist eindeutig das Thema Personal – nicht nur in der Marktfolge, sondern im ganzen Haus und der gesamten Sparkassenwelt. Der Fachkräftemangel selbst ist eine systemische Herausforderung, aber die Dringlichkeit, mit der er aktuell drückt, ist teilweise auch Folge konkreter vergangener Entscheidungen. Wir haben in einigen Bereichen bis Ende der 2010er Jahre massiv Stellen abgebaut – in der Erwartung und mit der strategischen Ausrichtung, dass Digitalisierung und Automatisierung schneller kommen würden, als sie es letztlich taten. Das brachte kurzfristige Einsparungen, aber heute wird dadurch vielerorts händeringend Personal gesucht. Wir hatten das Glück, im Zuge der Schließung einer Landesbank in Bremen viele erfahrene Mitarbeitende übernehmen zu können. Doch das war ein Ausnahmefall und lässt sich natürlich nicht replizieren. 

Wie begegnen Sie diesen Entwicklungen?

Obwohl Digitalisierung und Automatisierung nicht so schnell umgesetzt wurden wie erhofft, sind und bleiben sie der zentrale Weg in die Zukunft. Angesichts der Personalsituation sind sie unumgänglich, um unsere Handlungsfähigkeit zu sichern und Effizienzpotenziale auszuschöpfen. Ein Beispiel: Die Kapitaldienstermittlung, früher manuell und ressourcenintensiv, läuft heute digital deutlich effizienter. Auch in Bereichen wie Auswertung und Analyse bringt Automatisierung oder zumindest Teilautomatisierung großen Mehrwert. Daher haben wir jüngst im Rahmen eines großen Projekts auch nochmal alle Prozesse auf den Prüfstand gestellt und geschaut, wo Digitalisierungs- und Automatisierungspotenzial steckt – auch mit Blick darauf, wo wir End-to-End digitalisieren können. 

Inwieweit spielen sich wandelnde Kundenbedürfnisse bei der Digitalisierung und Automatisierung eine Rolle?

Digitalisierung ist kein Selbstzweck – sie dient dazu, zu entlasten, effizienter zu arbeiten und letztlich natürlich auch dazu, den Kundenfokus zu stärken. Geschwindigkeit war immer schon ein wichtiges Thema und ein großes Kundenbedürfnis. Im Privatkundengeschäft ist man es gewohnt, dass vieles sehr schnell und automatisiert geht – etwa bei der Kreditkarte oder der Aktivlinie. Daher gibt es auch im gewerblichen Bereich die Erwartungshaltung, dass man als Kunde schnell eine Entscheidung bekommt und nicht wochenlang warten muss. Das hat sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Kunden kommen nicht mehr automatisch – man darf dieses Bedürfnis nach Geschwindigkeit nicht außer Acht lassen, wenn man insofern attraktiv bleiben möchte. Digitalisierung und Automatisierung sind dafür wichtige und notwendige Hebel.

Wie bewerten Sie den Einsatz von künstlicher Intelligenz – aktuell und perspektivisch?

Aktuell stehen wir bei dem Thema KI noch am Anfang. Wir nutzen den S-KIPilot und testen weitere Anwendungen, aber im meinem Arbeitsalltag sind KI-basierte Routinen noch selten. Das Potenzial ist jedoch enorm – zum Beispiel im Mengengeschäft, bei der Kreditvergabe oder bei der Analyse wirtschaftlicher Unterlagen wie Bilanzen. Aus meiner Sicht kann KI – wie jede andere Automatisierung – insbesondere dort ansetzen, wo heute viel manuell passiert und dort dafür sorgen, dass der Mensch nicht mehr direkt eingreifen muss. Natürlich wird es immer menschliche Plausibilisierung brauchen. Aber mit Blick auf den wachsenden Personalmangel und den dadurch steigenden Leidensdruck wird uns die Technologie künftig spürbar entlasten können und sogar müssen.

Neben klassischen Anwendungsfällen sehe ich auch Potenzial im regulatorischen Umfeld – etwa im Meldewesen. Die Suche nach der Ursache unplausibler Werte ist oft sehr aufwendig. KI könnte Daten schon bei der Eingabe plausibilisieren und so dafür sorgen, dass sie in aufsichtsrechtlich relevanten Bereichen korrekt ankommen. 

Wo sehen Sie die Grenzen von KI?

Während die Fähigkeiten der KI sehr wertvoll sind, um aus großen Datenmengen Rückschlüsse zu ziehen, manuelle Tätigkeiten zu automatisieren und die dünne Personaldecke zu entlasten, haben wir als Sparkasse, etwa im Vergleich zu Direktbanken, den USP, dass wir sehr nah an unseren Kunden und ihren Themen sind. Das wird eine KI nicht ersetzen können – sie wird ein Werkzeug bleiben, kein Ersatz für Beziehungen und Vertrauen. 

Was wünschen Sie sich für die Marktfolge der Zukunft?

Wir arbeiten heute bereits an vielen Stellen sehr schlank und effizient. Mein Wunsch ist trotzdem, dass wir uns hier weiterentwickeln und in den Punkten Digitalisierung und Automatisierung nochmal große Schritte nach vorne machen – davon gehe ich aber auch fest aus. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass uns viel mehr Daten auf Knopfdruck zur Verfügung stehen. Gerade im Zusammenhang mit Risikoanalysen rund um das Kreditportfolio betreiben wir noch viel manuellen Aufwand, dort ist der Raum für Fortschritt groß. 

Für das Thema KI sehe ich ebenfalls gewaltiges Zukunftspotenzial. Wir beschäftigen uns heute schon damit, aber das wird zukünftig noch deutlich zunehmen – die SFG ist groß, daher dauert es manchmal, bis Steine ins Rollen kommen. Aber wenn sie in Bewegung geraten, dann mit Wucht. 

Diesen Fortschritt in Digitalisierung, Automatisierung und KI benötigen wir aber auch, denn die demographische Entwicklung wird sich nicht aufhalten lassen – daher müssen wir jetzt aktiv werden.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Buck.

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