Interview mit Sascha Girth, S-Serivcepartner

Erfahren Sie, warum an weiterer Standardisierung kein Weg vorbeiführt, um die Marktfolge für die Zukunft erfolgreich aufzustellen.

Sascha Girth

„Wir brauchen mehr Geschwindigkeit in der Standardisierung“

Sascha Girth ist Sprecher der Geschäftsführung der S-Servicepartner Deutschland GmbH. Im Interview wirft er einen Blick auf den Fachkräftemangel in der Marktfolge und erklärt, warum Standardisierung der Schlüssel zu mehr Digitalisierung und Auslagerung ist. 

Herr Girth, was prägt die Marktfolge in der Sparkassen-Finanzgruppe aktuell?

Die Marktfolge befindet sich mitten in einer umfassenden Transformation, die von drei Trends geprägt ist: Digitalisierung, Standardisierung und Auslagerung. Der Treiber, den sie alle gemeinsam haben, ist der demografische Wandel und der dadurch entstehende Fachkräftemangel. 

Wie stark wird der Fachkräftemangel die Marktfolge in Ihren Augen treffen?

Da kommt eine sehr große Herausforderung auf uns zu. Die Sparkassen-Finanzgruppe gerät zunehmend unter Druck, offene Stellen zu besetzen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ein Trend, der sich angesichts der demografischen Entwicklung rund um die sogenannte Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren verschärfen wird. Um die kommenden Herausforderungen zu bewältigen, müssen wir die Digitalisierung als Entlastungshebel vorantreiben – dafür brauchen wir jedoch zunächst Standardisierung als Grundvoraussetzung. 

Wie steht es aktuell um die Standardisierung in der Sparkassen-Finanzgruppe?

In meinen Augen kommen wir noch zu langsam voran. Jeder weiß, dass Individualität nicht gut beherrschbar ist und dass wir standardisieren müssen, um digitale Plug-and-Play-Lösungen zu nutzen, aber auch um auslagern zu können. Während Standardisierung in der übergeordneten Strategie der Sparkassen-Finanzgruppe gut verankert ist, ist das auf individueller Häuser-Ebene noch ausbaufähig. Das ist bei der Menge und der Komplexität der zu standardisierenden Prozesse auch vollkommen verständlich. Daher erarbeiten wir gemeinsam mit der Finanz Informatik, Verbänden, Sparkassen und weiteren Partnern die standardisierte Prozesslandschaft von morgen. Wichtig ist, dass wir die Geschwindigkeit erhöhen, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Auf diesem Weg helfen klare Standardisierungsziele und eine eindeutige Zuweisung von Aufgaben und Kompetenzen. So können wir die Komplexität managebar machen und bestmögliche, einheitliche Prozesse schaffen.  

Blicken wir auf eine Folge der Standardisierung – die (Teil)Auslagerung. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Aktuell hat beinahe jede Sparkasse in Deutschland einen Teil der Marktfolge ausgelagert – die Auslagerungstiefe schwankt dabei jedoch zwischen einem und 100 Prozent. Dabei hat sich die Motivation zur Auslagerung in den letzten Jahren stark verändert. Ursprünglich waren geringere Kosten der Treiber. Heute ist es vor allem die Komplexität, die durch Themen wie Regulatorik, Sicherheit, Fachkräftemangel, Geschwindigkeit oder VUCA entsteht und für einzelne Häuser schwer stemmbar ist. 

Ist eine vollständige Auslagerung mit Blick auf diese Treiber sinnvoll?

Perspektivisch sehe ich definitiv eine Vollauslagerung der Marktfolge, sodass die Sparkassen sich vollständig auf Produkt und Vertrieb konzentrieren können.  

Was können die Häuser tun, um hier möglichst gut vorbereitet zu sein?

Es wäre gut, wenn Standardisierung, Digitalisierung und Auslagerung nicht im Notfallbetrieb und unter Druck gelingen müssten, sondern nach sorgfältiger Planung und mit Vorlauf. Mein grundsätzlicher Aufruf ist daher: Egal, über welche Marktfolgetätigkeit wir reden, lasst uns gemeinsam einen Sourcing-Plan erstellen und überlegen, wie wir vom alten Betrieb in die Auslagerung übergehen. So können wir die entsprechenden Kapazitäten gewährleisten, auch wenn die tatsächliche Auslagerung erst in einigen Jahren erfolgt.

Neben der Auslagerung sprachen Sie von Digitalisierung als Hebel – warum ist sie so wichtig und welche Rolle spielt KI dabei?

Wir brauchen die Digitalisierung, um Prozesse zu optimieren und Mitarbeitende zu entlasten. KI kann dabei ein Game Changer sein. Das Thema wird momentan immer wichtiger und ich sehe diesbezüglich eine exponentielle Entwicklung kommen. Aktuell nähern Sparkassen und Dienstleister sich dem Thema langsam an, investieren in Wissen und probieren Dinge aus, um bereit für die Zukunft zu sein. Ich prognostiziere, dass KI unsere Mitarbeitenden bei Routinetätigkeiten zukünftig stark unterstützen wird. Somit wird die Technologie zukünftig ein wichtiges Werkzeug sein, um die Lücke zwischen Bedarf und Kapazität zu schließen.

Warum bleibt die Auslagerung für Sparkassen zukünftig hochrelevant, auch wenn KI große Teile der Marktfolgetätigkeiten übernehmen können wird?

Weil die Sparkassen Unterstützung auf dem Weg dorthin benötigen. Die Transformation von einer manueller zur digitalen Tätigkeit und dann zur KI-Lösung ist anspruchsvoll und ein großes Investment. Als Sparkasse möchte ich mich auf das Bankgeschäft konzentrieren und nicht auf Prozesstransformation – das machen und können wir und Partner wie GuideCom. 

Was bedeuten Digitalisierung und KI für die Rolle menschlicher Fachkräfte?

Digitalisierung und KI schaffen zwar Entlastung, wir brauchen aber nach wie vor jede helfende Hand, um die kommenden Entwicklungen stemmen zu können. Dafür ist es wichtig, dass wir auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen, die richtige Kultur schaffen und sie bei den Veränderungen in der Arbeitswelt unterstützen – das wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre.

Was erwartet die Marktfolge daraus folgend in den nächsten fünf Jahren aus Ihrer Sicht?

Wir werden im Transformationsprozess ein gutes Stück weiterkommen. Das bedeutet: die Marktfolge wird digitaler, standardisierter und in höherem Maße ausgelagert sein. 

Dabei haben wir als Dienstleister einen entscheidenden Vorteil auf unserer Seite: Unsere Lösungen bauen direkt auf den Standards der Sparkassen-Finanzgruppe auf. Hierfür ist wichtig, dass wir uns mit anderen Dienstleistern, Verbänden, Sparkassen sowie weiteren Partnern zusammenschließen und weiterhin neue, einheitliche und digitale Lösungen gestalten, die die Häuser im digitalen Wandel stärken und langfristig ihre Wettbewerbsvorteile sichern. 

Natürlich drängt die Zeit mit Blick auf den Fachkräftemangel, aber wir fangen ja auch nicht bei null an, sondern sind bereits mitten in der Transformation und gestalten diese aktiv mit. Ich bin sehr guter Dinge, dass wir den Wandel in der Marktfolge durch starke Beziehungen und ebenso starke digitale Lösungen meistern werden. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Girth.

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