Interview mit Stefan Sbrzesny, Hamburger Sparkasse
Erfahren Sie, wie die Hamburger Sparkasse plant, dem Fachkräftemangel in der Marktfolge durch gezielten KI-Einsatz die Stirn zu bieten.

KI wird zwingend notwendig, um leistungsfähig zu bleiben
Stefan Sbrzesny ist stellvertretender Bereichsleiter Kredit und Recht in der Hamburger Sparkasse. Im Interview gibt er nicht nur Einblicke, wie die Marktfolge des Hauses heute aufgestellt ist, sondern wirft auch einen Blick in die Zukunft und auf den Einfluss von Digitalisierung und KI auf Kreditprozesse.
Herr Sbrzesny, wie ist die Marktfolge in Ihrem Haus heute organisiert und was beschäftigt Sie aktuell?
Wir haben große Teile unserer standardisierten Marktfolge an die S-Servicepartner Norddeutschland GmbH ausgelagert. Generell arbeiten wir daran, viel zu standardisieren, um Skaleneffekte zu heben. Darüber hinaus haben wir ein umfangreiches neues Projekt gestartet – „Zukunft Kredit Jetzt“. In dessen Rahmen haben wir den gesamten Kreditprozess und folglich auch die Marktfolge neu gestaltet, um zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden und Effizienz zu steigern – wobei uns natürlich auch das GuideCom Service Cockpit stark unterstützt. Unsere Prozesse sind jetzt so gestaltet, dass sie nicht nur den aktuellen aufsichtsrechtlichen Standards folgen, sondern dass unsere Kunden und ihre Bedürfnisse zu jeder Zeit im Fokus stehen.
Was sind – trotz neuer Prozesse – Herausforderungen, mit denen Sie aktuell konfrontiert sind?
Da gibt es sowohl externe als auch interne Herausforderungen. Extern sind es vor allem die umfassenden regulatorischen Anforderungen, mit denen wir als großes Haus im Rahmen der EZB-Aufsicht konfrontiert sind. Damit zusammen hängt auch das Thema Datenqualität. Für das geforderte Reporting müssen die betreffenden Datennatürlich gepflegt, an der richtigen Stelle verfügbar, auswertbar und vor allem aktuell sein. Da gibt es durchaus noch Herausforderungen.
Welche sind das?
Teilweise braucht es noch Prüfroutinen oder Erinnerungsfunktionen. Gleichzeitig fehlen stellenweise noch digitale Workflows, um manuelle Arbeitsschritte und damit potenzielle Fehlerquellen zu vermeiden. Nehmen wir einen Grundbuchauszug als Beispiel: Den gibt es durchaus in digitalen Dateiformaten, aber die Informationen können nicht einfach zur Weiterverarbeitung in unser System übertragen werden, sondern müssen per Hand eingepflegt werden.
KI ist in diesem Zusammenhang in aller Munde – wie arbeitet die Marktfolge der HASPA aktuell mit der Technologie und wie wird sich das in Zukunft entwickeln?
Wir sind aktuell als gesamte HASPA Teil der Pilotierung des S-KIPiloten. Wenn ich daran denke, wie ChatGPT bei mir im Privaten schon Dinge vereinfacht – und das bei sehr rudimentärer Nutzung – und dann versuche, das auf die Arbeitswelt der vielen KollegInnen in der Marktfolge zu projizieren, wird das, was da kommen soll, gigantisch – im positivsten Sinne.
Wir haben außerdem eine KI-Lösung in unserem digitalen Posteingang, die Dokumente erkennt, ausliest und dann für unser elektronisches Archiv richtig klassifiziert, sodass ein Wiederfinden stark erleichtert wird. Ich prognostizieren, dass die KI-Nutzung im Bereich Dokumentenmanagement innerhalb kürzester Zeit stark zunehmen wird. Da liegen große Effizienzpotenziale.
Stichwort Potenzial: Wo sehen Sie weitere Chancen für den KI-Einsatz?
In der Analyse habe ich erste KI-basierte Auswertungen aus unseren Tools gesehen. Mit denen kann man heute noch nicht arbeiten, aber wenn ich das mit dem Ergebnis von vor einem Jahr vergleiche, ist das bereits ein gewaltiger Qualitätssprung. Ich gehe davon aus, dass es nicht lange dauern wird, bis wir dort das Level eines klassischen Analysten erreichen. Bei Unterlagen, die in ihrem Aufbau standardisiert beziehungsweise vergleichbar sind, kann eine KI wunderbar lernen und auch weitere Daten berücksichtigen, die Menschen in der Komplexität wahrscheinlich gar nicht beherrschen könnten. So etwas wird eine KI innerhalb der nächsten fünf Jahre schneller und für die Adressaten besser erfassbar hinbekommen als der Mensch.
Was bedeutet das für die Rolle menschlicher Analysten?
Diese hochqualifizierten Fachkräfte werden weiterhin unverzichtbar sein. Ihre Aufgabe wird sich dahin entwickeln, die KI-Ergebnisse zu plausibilisieren und mit vielen weiteren Informationen zu vernetzen, die teilweise gar nicht datenbasiert sind. So leisten sie einen entscheidenden Beitrag für unsere Entscheidungen und Bewertungen hinsichtlich des Kreditgeschäfts.
Also bleibt der Mensch generell eine wichtige Komponente in der Marktfolge?
Auf jeden Fall. KI wird eine sehr elementare Rolle in der Marktfolge spielen, auch wenn wir hier heute noch in den Kinderschuhen stecken. Perspektivisch sehe ich die vorbereitenden, manuell aufwendigen Aufgaben bei der Technologie: Abtippen, Vorformulieren von E-Mails, Zusammenfassen, Datenanalyse – alles, was nicht wertschöpfend ist. Die komplexen und fachlich anspruchsvollen Tätigkeiten werden jedoch weiterhin in menschlicher Hand liegen.
Hier treffen uns allerdings der demografische Wandel und der Fachkräftemangel. Wir halten das Durchschnittsalter in unserer Marktfolge zwar seit fünf Jahren konstant, da wir einige Nachwuchskräfte anziehen konnten, wir werden aber nicht alle aktuellen Stellen zukünftig adäquat besetzen können. Daher brauchen wir dringend Arbeitserleichterungen und Entlastung, damit die vorhandenen hochqualifizierten Fachkräfte gezielt arbeiten können. Technologische Unterstützung und KI werden daher eine Notwendigkeit, um leistungsfähig zu bleiben.
Abgesehen von KI – wie sieht die Marktfolge von Morgen in der HASPA aus?
Sie wird auf jeden Fall digitaler sein und es wird keine Medienbrüche mehr geben. Stattdessen ist alles integriert und greift nahtlos ineinander, sodass wir nicht mehr in zahllosen getrennten Lösungen wie OSPlus, EBIL, Office-Anwendungen und ähnlichem unterwegs sind. Da wir sicherlich weniger Menschen sein werden, werden die KollegInnen professioneller beziehungsweise spezialisierter sein, um dann mit dem, was beispielsweise eine KI vorgearbeitet hat, gezielt weiterzuarbeiten. Dabei wird die Fähigkeit, Daten zu lesen, zu bewerten und die enthaltenen Informationen verarbeiten zu können, wichtiger werden – nicht nur für Analysten, sondern in der gesamten Marktfolge.
Gleichzeitig werden wir trotz zunehmender Standardisierung in Prozessen weiterhin in der Lage sein, ein hochindividuelles, komplexes Geschäft abzubilden. Das ist wichtig, denn, überspitzt gesprochen: Daten und KI werden auf absehbare Zeit alle können. Also braucht man etwas, um sich vom Wettbewerb abzuheben.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Sbrzesny.

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