Die Generation Z startet in die Ausbildung

Digital Natives betreten die Arbeitswelt, doch welche Erwartungen haben Auszubildende an Ihre Ausbildungsbetriebe?

Was erwarten junge Berufseinsteiger von Arbeitgebern?

Der Arbeitsmarkt dreht sich in Richtung Arbeitnehmermarkt auch bei den Auszubildenden: Immer mehr Nachwuchskräfte zieht es zum Studium statt in die praktische Ausbildung. Um die Generation Z für sich und eine Ausbildung im eigenen Unternehmen zu begeistern, müssen sich Arbeitgeber mächtig ins Zeug legen – und an manchen Stellen auch umdenken.

Seit über zehn Jahren liegt die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen unter dem Angebot. Unternehmen wetteifern schon lange um die vielversprechendsten Nachwuchskräfte. Neu ist, dass Recruiter ihre Netze nicht nur nach Talenten mit praktischen Fähigkeiten und guten Noten auswerfen. In den Fokus rücken zunehmend die Future Skills. Dazu gehören Eigeninitiative, Flexibilität, Kommunikationsstärke, Lernfähigkeit, Problemlöse- und Technologiekompetenz. Mit ihnen, so die Hoffnung, werde man noch besser auf neue, noch unbekannte Herausforderungen reagieren können. 

Weil die jungen Talente wissen, wie hoch der Bedarf ist und wie wichtig sie für die Innovationsfähigkeit des Standorts Deutschland sind, lassen sie sich gerne umwerben. Ausbildende Unternehmen stellt das oftmals vor Herausforderungen. Denn wie jede in den Arbeitsmarkt eintretende Generation bringen die 16- bis 24-Jährigen ihre eigenen Werte und Vorstellungen von einem attraktiven Berufsleben mit. Und diese unterscheiden sich deutlich von denen ihrer Vorgänger.

Hohe Flexibilität seitens der Arbeitgeber wird notwendig

Für Unternehmen bedeutet das zunächst zu lernen, Ambivalenz auszuhalten und Flexibilität zu zeigen. Denn manche Wünsche der Gen Z widersprechen sich: Studien haben ergeben, dass sich die Fachkräfte von morgen zwar Homeoffice-Angebote wünschen, in der Praxis aber lieber zusammen mit den Kollegen arbeiten. Flexibilität seitens des Arbeitgebers ist ihnen wichtig, für sich selbst wünschen sie aber feste Arbeitszeiten. Stand schon bei der Gen Y eine ausgewogene Work-Life-Balance ganz oben auf dem Wunschzettel, geht die Gen Z einen Schritt weiter und fordert die Trennung von Beruf und Privatleben, der sogenannten Work-Life-Separation.

Viele haben bei Älteren beobachtet, dass sich der Einsatz im Beruf nicht immer lohnt oder mitunter sogar im Burn-out mündet. Arbeiten bis zum Umfallen? Lieber nicht, findet der Nachwuchs und steckt Energiereserven frei von einem schlechten Gewissen ins Privatleben. Klassische Karriere- und Aufstiegswünsche sind den jungen Talenten daher fern. Ebenso wie das hergebrachte Statusdenken. Dafür legt die Gen Z Wert darauf, Spaß an der Arbeit zu haben, eine offene Feedbackkultur und Mitspracherecht bei der Gestaltung der eigenen Ausbildung.

Die Gen Z möchte sich sicher fühlen

Mit der neuen Generation kehrt ein traditioneller Wert zurück: Sie hat ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Die pandemiebedingte soziale Isolation der letzten Jahre hatte einen entscheidenden Einfluss auf eine Zeit, in der viele junge Erwachsene sich in der Persönlichkeitsentwicklung befinden. Distanzunterricht, Homeschooling, Schulabschluss unter erschwerten Bedingungen statt Freunde treffen, ausgelassen sein und Selbstfindung. Die Pandemie hat die Generation Z vielleicht gesundheitlich verschont. Ansonsten aber für ein konstantes Gefühl der Unsicherheit gesorgt, was die Berufseinsteiger im Job ausgleichen wollen. Sie sind daher auf der Suche nach Arbeitgebern, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und bei denen sie genau wissen, was sie in der Ausbildung erwartet.

Reden, zuhören, verstehen: Die Sprache der Generation Z

Die Genderdebatte kommt nicht von ungefähr: Die Gen Z ist eine ethnisch extrem vielfältige

Generation, sie strebt daher nach einer wertschätzenden und gewaltfreien Kommunikation. In einem Ton und Tenor, der zeigt, dass man rücksichtsvoll, empathisch und geduldig miteinander umgeht. Eine solche Kommunikation erwarten die jungen Talente auch am Arbeitsplatz. Nicht nur von dem HR-Bereich, sondern auch von Führungskräften und direkten Vorgesetzten. Hierauf sollten Auszubildendenbetriebe ihre Mitarbeiter entsprechend vorbereiten. 

100 Prozent digital

Was die 16- bis 24-Jährigen von den älteren Generationen unterscheidet: Mit ihnen betreten die ersten echten Digital Natives die Arbeitswelt. Zwar waren auch ihre Vorgänger, die Generation Y, digital sozialisiert. Aus ihrer Kindheit kannten sie aber noch die analoge Welt ohne Handys und Apps. Bei der Generation Z ist das anders: Ein Leben ohne ständige Erreichbarkeit, Online-Netzwerke und immer und überall verfügbare Informationen haben sie nie kennengelernt.

Transparenz gefragt: Diese Fragen stellt die Generation Z potenziellen Arbeitgebern

Personalverantwortliche und Ausbildungsleiter haben es mit einer anspruchsvollen Generation zu tun, die weiß, was sie möchte, was ihr Wert ist und die stets nach für sie relevanten Informationen verlangt. In der Kommunikation mit den Nachwuchstalenten sollten diese Merkmale unbedingt berücksichtigt werden. Intransparenz verschreckt sie. Stattdessen ist Offenheit und Nahbarkeit gefragt. Auf ihre Fragen verlangen sie eindeutige Antworten.

Checkliste für Fragen, die die Generation Z an Ausbildungsbetriebe hat:

  • Welche Aufgaben übernehmen Auszubildende im Unternehmen?
  • Was unterscheidet die Ausbildung im Unternehmen von der in anderen Firmen?
  • Wie hoch ist die Übernahmequote von Auszubildenden und an welche Bedingungen ist die Übernahme geknüpft?
  • Wie hoch ist die Ausbildungsvergütung?
  • Mit welchem Gehalt können Auszubildende nach ihrer Übernahme rechnen?
  • Wie läuft der Bewerbungsprozess ab und wie lange dauert er?
  • Welche Zusatzleistungen bietet das Unternehmen?

Ausbildungsunternehmen sind gut beraten, diese Fragen schon beim ersten Kontakt zu beantworten. Fallen die Ergebnisse nicht zufriedenstellend aus, verzichtet die Generation Z lieber auf eine Bewerbung. Das mag sich kompromisslos anhören, erspart im Jobinterview aber Enttäuschungen auf beiden Seiten. 

Darauf kommt es der Generation Z im Bewerbungsprozess an

Obwohl die Generation Z souverän auf der Klaviatur der digitalen Möglichkeiten spielt, hat sie klare Präferenzen, was den Bewerbungsprozess angeht. Arbeitgeber, die beweisen, dass sie die jungen Talente und ihre Bedürfnisse ernst nehmen, punkten gegenüber Mitbewerbern:

Checkliste für die Kommunikation mit der Generation Z

  • Die Gen Z verlangt schnell auffindbare Informationen. Investieren Sie in eine Landingpage extra für potenzielle Auszubildende und sorgen Sie dafür, dass diese Seite gut und direkt auffindbar ist.
  • Passen Sie Ihre Inhalte an die Wünsche der nächsten Generation von Jobeinsteigern an und kehren Vorzüge hervor, die für die Gen Z relevant sind. Zum Beispiel Übernahmegarantien, feste Arbeitszeiten oder die Mitarbeit an spannenden Projekten.
  • Beziehen Sie die Familie potenzieller Auszubildender in Ihr Ausbildungsmarketing ein. Etwa über Elternportale, passende Online-Werbung, Social Media oder die Ansprache auf Ausbildungsmessen. Die Mehrheit der Schulabsolventen holt sich Tipps und Hilfestellung von den Eltern. Das macht sie zu wichtigen Botschaftern.
  • Verzichten Sie – sofern möglich – auf Jobinterviews per Video. Die Gen Z hat nichts gegen Online-Konferenzen. Allerdings ist sie überzeugt, dass der Vor-Ort-Termin für ihre Selbstpräsentation geeigneter ist.
  • Zeigen sie sich überall dort, wo sich die Zielgruppe aufhält – und andere Unternehmen vielleicht noch nicht. Jobbörsen, Berufsbildungsmessen und die Sichtbarkeit auf Google gehören heute zur Pflicht; aber versuchen Sie auch Erfahrungen auf weiteren Kanälen zu sammeln, um Ihr Azubi-Recruiting noch erfolgreicher zu gestalten. 

Fazit: Nach der Arbeit ist vor der Arbeit

Die Ausbildungsplätze sind vergeben, die Verträge unterschrieben und die Azubis erscheinen am ersten Tag? Herzlichen Glückwunsch, dann kann die Arbeit weitergehen. Denn die Auszubildenden zu entwickeln und zu binden, gehört zu den nächsten Herausforderungen. Auch hierfür gilt es, die Bedürfnisse Ihrer Auszubildenden in den Fokus zu stellen und alle Phasen der Ausbildung optimal auf diese anzupassen. 

Erwartungen von Auszubildenden
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