Leitfaden für ein erfolgreiches Ausbildungsmanagement
Phase 1 unseres Leitfadens: Strategie & Recruiting transformieren
Best Practices für erfolgreiches Ausbildungsmanagement
Die Bedeutung des Ausbildungsmanagements ist höher als je zuvor. Die Zahl der Schüler, die nach ihrem Abschluss in eine Ausbildung starten möchten, beträgt nur noch 41 Prozent. Weitere 36 Prozent sind jedoch noch unentschlossen. Ein modernes Ausbildungsmanagement, das sich an den Bedürfnissen der nächsten Arbeitnehmergeneration orientiert, ist der Schlüssel, um diese Talente von sich zu überzeugen und als Arbeitgeber für die Zukunft gerüstet zu sein.
Um Sie bei der Transformation Ihres Ausbildungsmanagements zu unterstützen, möchten wir Ihnen in unserer Beitragsreihe Impulse und Tipps mit auf den Weg geben, die sich bereits in der Praxis bei vielen anderen, erfolgreichen Ausbildungsunternehmen und Transformationsprojekten bewährt haben.
5 Best Practices für eine erfolgreiche Strategieentwicklung: Der Grundstein für Ihr Ausbildungsmanagement von morgen
Bevor Sie mit der eigentlichen Transformation beginnen, braucht es das richtige Fundament, auf das Sie Ihr optimiertes Ausbildungsmanagement bauen können. Eine geeignete Strategie hilft Ihnen, Ihr Ausbildungsmanagement zukunftssicher zu gestalten.
1. Stellen Sie ein Strategieteam zusammen
Die besten Strategien entstehen im Austausch: Bilden Sie daher zu Beginn ein Team mit fünf bis sechs gleichgesinnten Kollegen, die offen dafür sind, die bisherigen Strukturen aufzubrechen. Das richtige Mindset ist hierbei bedeutsam. Denn es braucht gleichzeitig einen kritischen Blick auf bestehende Prozesse als auch Offenheit für neue Ideen. Darüber hinaus gibt es zusätzlich Punkte, die ein starkes Strategieteam für eine Transformation des Ausbildungsmanagements definieren.
Checkliste für ein erfolgreiches Strategieteam
2. Starten Sie mit der Bedarfsanalyse
Mit einer strategischen Personalbedarfsplanung können Sie heute schon die Grundlage für das Ausbildungsmanagement von morgen schaffen. Denn sie hilft Ihnen zu verstehen, zu welchem Zeitpunkt Sie die passenden Arbeitskräfte mit den erforderlichen Kompetenzen benötigen. Die Bedarfsplanung sollte in drei Schritten erfolgen:
Schritt 1: Den Ist-Zustand festhalten
Zunächst sollten Sie eine Bestandsaufnahme machen, wo Sie aktuell stehen. Wo fehlen Mitarbeiter? Welche Kompetenzen sind bereits in Ihrem Unternehmen vertreten und welche sollten fokussiert werden? Und welche Kompetenzen fehlen noch komplett? Durch Antworten auf diese Fragen können Sie künftig zielgerichteter einstellen und weiterbilden.
Schritt 2: Zum Soll-Zustand durch das Kompetenzmodell
Im nächsten Schritt geht es darum, die Entwicklungen der nächsten Jahre abzuschätzen und in die eigene Strategie mit einfließen zu lassen. Hierzu zählt beispielsweise eine durchdachte Nachfolgeplanung, um das Wissen der Babyboomer im Unternehmen zu halten, die bis 2030 nur noch knapp ein Viertel der Arbeitnehmer ausmachen.
Vor dem Hintergrund einer Verlagerung hin zu einem Kompetenzmarkt, bei dem Individualkompetenzen wie Problemlösefähigkeiten zunehmend in den Fokus rücken, sollten die Future Skills als eines der Kernelemente in Ihre Überlegungen einfließen. Denn diese werden in der zunehmenden Dynamik und Komplexität im Arbeitsalltag immer entscheidender. Stellen Sie daher ihr bestehendes Kompetenzmodell auf den Prüfstand, um zu gewährleisten, dass Ihr Unternehmen mit den richtigen Kompetenzen für die Zukunft gerüstet ist. Hierbei helfen Ihnen die folgenden Fragen:
Gleichen Sie die Antworten auf diese Fragen mit Ihrem Kompetenzmodell ab. Sind die entsprechenden Kompetenzen noch nicht enthalten, entwickeln Sie das Modell weiter.
Schritt 3: Handlungsfelder und Maßnahmen ableiten
Abschließend können Sie auf Grundlage Ihrer Erkenntnisse dazu übergehen, Ihre Maßnahmen im Ausbildungsmanagement zu bewerten. Welche Maßnahmen gilt es zu modernisieren? Welche sind nicht mehr zeitgemäß und wo braucht es neue Maßnahmen?
Mögliche Fragen für Ihre Maßnahmen:
Bei der Ausarbeitung neuer Maßnahmen passend zu Ihren Kompetenzen unterstützen Sie Candidate Personas.
3. Visualisieren Sie Ihre Wunschkandidaten mit Personas
Candidate Personas sind ein aus dem Marketing stammendes Konzept, bei dem semifiktionale Personen erschaffen werden. Hierfür werden auf Basis von Fakten wie dem Kompetenzmodell oder wissenschaftlichen Studien möglichst reale Beispielpersonen erstellt, die stellvertretend für die Bewerber stehen, die das Unternehmen sucht. Zu dem Profil der Persona gehören neben einem Namen beispielsweise auch Angaben über Interessen, Persönlichkeit, Wohnort oder Fähigkeiten und Kompetenzen. Gut durchdachte Personas geben Ihnen die beste Grundlage, um anschließende Maßnahmen für Ihr Ausbildungsmanagement zu erarbeiten.
4. Lassen Sie sich bei Ihrem Maßnahmenkatalog inspirieren
Bei Ihren Überlegungen, welche neuen Maßnahmen Sie in Ihrem Ausbildungsmanagement verwenden, sollten Sie auch Marktanalysen und wissenschaftliche Erkenntnisse einfließen lassen. Sie können von anderen Beispielen am Markt vieles lernen, sich inspirieren lassen und öffnen sich somit neuen Perspektiven für Ihre eigene Young Talents Journey. Zudem geben Ihnen wissenschaftliche Studien und Modelle wie die Sinus-Milieus Aufschluss darüber, welche Wünsche und Anforderungen die Nachwuchskräfte aus der Generation Z an ihren Arbeitgeber haben. Auch die Möglichkeiten von technischen Lösungen können Ihnen neue Perspektiven für Ihr Ausbildungsmanagement bieten. Sie vereinfachen nicht nur die Transformation, sondern zeigen auch, welche Möglichkeiten vorhanden sind.
5. Kommunizieren Sie die neue Strategie möglichst transparent
Damit die Transformation des Ausbildungsmanagements gelingen kann, müssen Sie zuerst das gesamte Team mitnehmen. Sprechen Sie also nicht ausschließlich mit Vorstand und Betriebsrat, sondern mit jedem Mitarbeiter. Erklären Sie im Gespräch deutlich, warum Sie das Ausbildungsmanagement optimieren möchten und wie die veränderten Prozesse aussehen sollen. Ein Verständnis für das Warum und Klarheit über den Ablauf der neuen Prozesse hilft dabei, dass alle Mitarbeiter im Unternehmen das neue Ausbildungsmanagement besser annehmen und die Reise positiv begleiten. Planen Sie zudem ausreichend Zeit für diesen Schritt ein. Je nach Unternehmensgröße kann der Prozess mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Checkliste für die Kommunikation mit den Mitarbeitern
Recorded Websession
Die Young Talents Journey von Siemens Energy
Was haben die Top-Ausbildungsunternehmen gemeinsam? Sie setzen bei der Ausbildung auf einen ganzheitlichen Ansatz, um den Azubis eine attraktive Perspektive zu bieten und um als Unternehmen die jungen Fachkräfte erfolgreich auszubilden, die den Erfolg von morgen maßgeblich mitgestalten werden. Erfahren Sie durch spannende Best Practices, wie Sie Ihr Ausbildungsmanagement den entscheidenden Schritt nach vorne bringen und alle relevanten Facetten des Ausbildungsprozesses weiterentwickeln können. Christoph Kunz (Global Head of Vocational Education and Training) gibt uns einen spannenden Einblick in das ganzheitliche Ausbildungsmanagement von Siemens Energy.
4 Best Practices für ein erfolgreiches Recruiting: Die passenden Fachkräfte für Ihr Ausbildungsmanagement von morgen
Im Schnitt kommen auf eine ausgeschriebene Azubi-Stelle zehn bis 20 Bewerber. Das Recruiting wird hiermit zum Ganzjahresspiel. Mit einem transformierten Ausbildungsmanagement können Sie jedoch die Anzahl der Bewerbungen auf eine geringere Anzahl qualitativ hochwertigerer Bewerber reduzieren. Und sparen dadurch Zeit, Geld und Ressourcen.
1. Wählen Sie die richtige Ansprache auf den passenden Kanälen
Die Generation Z sucht in der Regel online nach passenden Stellen. Studien zeigen jedoch, dass entgegen vieler Empfehlungen soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok nicht zwingend dazu gehören. Denn diese Kanäle wollen die Nachwuchskräfte meist zu rein privaten Zwecken nutzen. Orientieren Sie sich stattdessen an Ihren entwickelten Personas und wo Sie diese mit einem passenden Target Marketing erreichen können. Beispielsweise durch Onlinekarrieremessen oder Beruf-Checks auf der Karriereseite. Diese bieten den jungen Talenten nicht nur Orientierung, welcher Beruf zu ihnen passt, sondern können darüber hinaus auch durch eine spielerische Aufbereitung einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Tipp Nr. 1: Aufwand-Nutzen-Verhältnis beachten
Achten Sie darauf, dass bei der Auswahl der Kanäle Aufwand und Nutzen im Verhältnis stehen. Dies wird noch einmal am Beispiel der sozialen Netzwerke deutlich: Influencer haben eine Reichweite von mehreren Hunderttausenden Followern. Diese Reichweite für Unternehmen zu erreichen ist sehr mühselig, zeitaufwendig und häufig nicht abbildbar. Aufwand und Nutzen stehen hier also in keinem Verhältnis. Anders, wenn Sie sich als Unternehmen an lokalen Berufsinformationsveranstaltungen an den Schulen beteiligen.
Tipp Nr. 2: Stimmen Sie sich mit dem Marketing ab
Ihre Marketing-Abteilung kann Sie beim Ausbildungsmarketing tatkräftig unterstützen. Sei es mit ihrem Fachwissen für die jeweiligen Kanäle und Ansprachen oder mit der attraktiven Präsentation Ihres Unternehmens.
2. Passen Sie Ihre Stellenausschreibungen an
Die Stellenausschreibung ist häufig der erste Kontaktpunkt zwischen angehenden Auszubildenden und Arbeitgebern. Bereits hier sollten Sie daher die jungen Talente von sich überzeugen. Neben bekannten Angaben wie Aufgaben, Ausbildungsablauf und Anforderungsprofil hegt die Generation Z allerdings weitere Ansprüche.
Checkliste: Die perfekte Stellenanzeige für die Generation Z
3. Filtern Sie Bewerbungen über Kompetenzen
Auswahlfilter sind eine hervorragende Möglichkeit, um die Anzahl der Bewerbungen auf die der relevanten Bewerber zu reduzieren. Bereits seit Jahren greifen Recruiter auf diese Methode zurück. Bisher richtete sich das Filterverfahren jedoch häufig maßgeblich nach den Schulnoten des Bewerbers. Dies kann irreführend sein: Bewerber, die perfekt zum Unternehmen und seiner Kultur passen, aber keine Bestnote in einem Fach erhalten haben, schaffen es so unter Umständen nicht durch die erste Auswahlrunde. Setzen Sie dagegen doch besser auf Kompetenzen, die Bewerber besitzen und die essenziell für Ihr Kompetenzmodell sind. Auf diese Weise können Sie bereits einen großen Prozentsatz unpassender Kandidaten nach Bewerbungseingang herausfinden. Weitere Filter verkleinern diese Anzahl weiter.
Best Practice: Siemens Energy reduziert durch Filter die Anzahl der Bewerbungen um bis zu 70 Prozent
Der Konzern hat jedes Jahr knapp 280 Stellen zu besetzen. Auf jede Stelle kommen im Schnitt 14 Bewerbungen. Um diese zu reduzieren, verwendet Siemens Energy ein dreistufiges Filtersystem, um die passenden Bewerber zu finden:
Mehr zur Young Talents Journey von Siemens Energy erzählt Global Head of Vocational Education and Training Christoph Kunz im Webinar.
4. Testen Sie Ihren neuen Recruitingprozess
Probieren Sie Ihre neuen Ansätze in der Praxis aus. Beispielsweise in Kooperation mit Verbänden wie dem GJAV oder sogar dem Betriebsrat. Ersteres ermöglicht Ihnen mehr Kredibilität, wenn Sie den veränderten Prozess im Unternehmen vorstellen. Letzteres sorgt für mehr Offenheit und Akzeptanz im Unternehmen selbst. Holen Sie auch immer wieder Feedback von Ihren neuen Azubis oder Bewerbern ein, die eine Anstellung abgelehnt haben, damit Sie den Prozess iterativ verbessern können.
Fazit: Seien Sie mutig!
Welche dieser Impulse für Ihr Unternehmen am erfolgversprechendsten sind, richtet sich maßgeblich nach Faktoren wie Ihrer Unternehmenskultur oder der Größe Ihres Unternehmens. Nichtsdestotrotz bedeuten Veränderungen Zeit, Geld und viel Überzeugungsarbeit. Aber dieser Aufwand lohnt sich. Trauen Sie sich, neue Dinge auszuprobieren, um über ein verbessertes Ausbildungsmanagement Ihr Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. Zumal das Risiko sehr gering ist: Mit nur wenigen Handgriffen können Sie das alte Ausbildungsmanagement wieder in Kraft setzen, sollte etwas nicht funktionieren. Aber mit den neuen Prozessen haben Sie so viel mehr gewonnen.
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